Wenn Kollegah auf seinem neuen Album
den KING-Titel einfordert, steht ganz Rap-Deutschland Schlange, um
das neuste Werk begutachten zu dürfen. Wie „KING“ klingt,
erfahrt ihr in der Review.
„2005 – das erste Zuhältertape im
Netz“...und nichts hat sich seither geändert. Aus Toni ist
mittlerweile Felix Blume aka Kollegah aka der Boss geworden. Bald
soll ein neues „aka“ dazukommen, in Form des King-Titel von Kool
Savas nämlich. Der Altmeister sei seinem eigenen Beinahmen längst
nicht mehr würdig – So zumindest die Meinung des neu ernannten
Hochadels Kollegah. Nur – Kann Kollegah wirklich sein blaues Blut
auf „KING“ beweisen, oder muss er sich die Krone erkaufen und
damit in eine Reihe mit Prinz Marcus von Anhalt treten?
Zuerst einmal die gute Nachricht: Es
ist endlich wieder Kollegah drin, wenn Kollegah draufsteht. Vorbei
die Bossaura-Zeit mit Autotune an jeder Ecke, zurück zu Punches über
Punches, die sich wie immer in technisch einwandfreier Fassade präsentieren. So spielen sich seine Ghetto-Geschäfte endlich wieder
im „Blog/Block ab wie Daumenkinos“, die einzige Zeit, in der der
Boss sich dazu bequemt, bei Real einzukaufen, ist beim alltäglichen
Fußballer verpflichten und das Coke steckt endlich wieder in der
Limo „so wie Mezzo Mix“ (Lamborghini Kickdown). Das Ganze
erinnert auch von der Atmosphäre wieder enorm zurück an die alten
Zuhältertapes von früher … Aber es fehlt einfach irgendwas.
Den Überraschungseffekt, den Kollegah
früher nutzen konnte, ist längst verbraucht. Jeder erwartet von ihm
diese Wortspiele, diese Punches...Und irgendwann kann man sich auf
diesen Lorbeeren nicht mehr ausruhen. So geht das mit der Innovation
auf „KING“ auch dieses Mal „ins Auge wie der Schwanz eines
Leichenfickers“ ("Königsaura“), wenn man es wie Kollegah halten
will.
Es sind eben doch schon ein paar Jahre
vergangen, und ohne irgendeine ersichtliche Weiterentwicklung kann
auch kein Kollegah mehr so flashen, wie er es früher mit den für
ihn so simplen Mitteln tat. So beeindruckt heutzutage ein Track wie
„Universalgenie“ viel mehr.
„Einen nach jeglichem Wissen
forschenden/
Und Wie ein Mechitaristen-Orden epische
Schriften hortenden Gelehrten/
Der zur philosophischen Dichtung
neigt/
Von verbotenen Schriften weiß und Aristoteles wissen teilt/
Ein Intellektueller von lyrischer Gewandheit/
Dessen Werke ganze Sphären über den üblichen Verstand reicht,
Eine Legende, um die sich Sagen wie Efeu ranken/
Er brachte das Licht wie der, den sie Prometheus nannten/“
(Universalgenie)
Von verbotenen Schriften weiß und Aristoteles wissen teilt/
Ein Intellektueller von lyrischer Gewandheit/
Dessen Werke ganze Sphären über den üblichen Verstand reicht,
Eine Legende, um die sich Sagen wie Efeu ranken/
Er brachte das Licht wie der, den sie Prometheus nannten/“
(Universalgenie)
Sich selbst einfach mal nicht als
Koksticker, als den erhabenen Boss zu inszenieren, sondern als den Dreh- und
Angelpunkt der Gesellschaft in einer Mystik, die es nur Kollegah
weiß, szenisch umzusetzen – DAS ist eine Idee von Kollegah 2014,
die ich hören will. Kein Toni 2005 mehr, der Schritt in die nächste
Richtung – Sonst wird das mit dem KING-Titel in nächstes Zeit eben doch nichts.
Vieles gibt es zur Platte kaum noch zu
sagen – Wer monotonen Punchline-Rap von Kollegah mag, wird
hier bedient. Wer Fan von Genetikk ist oder nach
Jahrtausenden einfach mal wieder Favorite hören möchte, wird
bedient. Wer Casper mal wieder rappen hören will, wird bedient. Wer
einen The Game in Höchstform hören will... Kauft eines seiner
Alben. „KING“ ist eine grandiose Punchline-Platte, die allerdings
nicht das verspricht, was Kollegah in der Promo versprach. Bis zum
King dauert es noch ein paar Jahre, der Bizeps zum Regieren stimmt
zumindest schon einmal.
Bester Track der Platte: Universalgenie
Wertung: 5 von 6 Sternen
TaCCreative bei Facebook: http://goo.gl/MC090Y
Kollegah bei Facebook: http://goo.gl/ihdXXR
"King" bei iTunes kaufen: http://goo.gl/PB7JVe
Kein Mensch braucht Farid Bang auf einem Album.
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