Freitag, 9. Mai 2014

Review: Kollegah – KING – Vom Hofdealer zum Kingticker

Wenn Kollegah auf seinem neuen Album den KING-Titel einfordert, steht ganz Rap-Deutschland Schlange, um das neuste Werk begutachten zu dürfen. Wie „KING“ klingt, erfahrt ihr in der Review.

2005 – das erste Zuhältertape im Netz“...und nichts hat sich seither geändert. Aus Toni ist mittlerweile Felix Blume aka Kollegah aka der Boss geworden. Bald soll ein neues „aka“ dazukommen, in Form des King-Titel von Kool Savas nämlich. Der Altmeister sei seinem eigenen Beinahmen längst nicht mehr würdig – So zumindest die Meinung des neu ernannten Hochadels Kollegah. Nur – Kann Kollegah wirklich sein blaues Blut auf „KING“ beweisen, oder muss er sich die Krone erkaufen und damit in eine Reihe mit Prinz Marcus von Anhalt treten?

Zuerst einmal die gute Nachricht: Es ist endlich wieder Kollegah drin, wenn Kollegah draufsteht. Vorbei die Bossaura-Zeit mit Autotune an jeder Ecke, zurück zu Punches über Punches, die sich wie immer in technisch einwandfreier Fassade präsentieren. So spielen sich seine Ghetto-Geschäfte endlich wieder im „Blog/Block ab wie Daumenkinos“, die einzige Zeit, in der der Boss sich dazu bequemt, bei Real einzukaufen, ist beim alltäglichen Fußballer verpflichten und das Coke steckt endlich wieder in der Limo „so wie Mezzo Mix“ (Lamborghini Kickdown). Das Ganze erinnert auch von der Atmosphäre wieder enorm zurück an die alten Zuhältertapes von früher … Aber es fehlt einfach irgendwas.

Den Überraschungseffekt, den Kollegah früher nutzen konnte, ist längst verbraucht. Jeder erwartet von ihm diese Wortspiele, diese Punches...Und irgendwann kann man sich auf diesen Lorbeeren nicht mehr ausruhen. So geht das mit der Innovation auf „KING“ auch dieses Mal „ins Auge wie der Schwanz eines Leichenfickers“ ("Königsaura“), wenn man es wie Kollegah halten will.

Es sind eben doch schon ein paar Jahre vergangen, und ohne irgendeine ersichtliche Weiterentwicklung kann auch kein Kollegah mehr so flashen, wie er es früher mit den für ihn so simplen Mitteln tat. So beeindruckt heutzutage ein Track wie „Universalgenie“ viel mehr.

„Einen nach jeglichem Wissen forschenden/
Und Wie ein Mechitaristen-Orden epische Schriften hortenden Gelehrten/
Der zur philosophischen Dichtung neigt/
Von verbotenen Schriften weiß und Aristoteles wissen teilt/
Ein Intellektueller von lyrischer Gewandheit/
Dessen Werke ganze Sphären über den üblichen Verstand reicht,
Eine Legende, um die sich Sagen wie Efeu ranken/
Er brachte das Licht wie der, den sie Prometheus nannten/“
(Universalgenie)

Sich selbst einfach mal nicht als Koksticker, als den erhabenen Boss zu inszenieren, sondern als den Dreh- und Angelpunkt der Gesellschaft in einer Mystik, die es nur Kollegah weiß, szenisch umzusetzen – DAS ist eine Idee von Kollegah 2014, die ich hören will. Kein Toni 2005 mehr, der Schritt in die nächste Richtung – Sonst wird das mit dem KING-Titel in nächstes Zeit eben doch nichts.

Vieles gibt es zur Platte kaum noch zu sagen – Wer monotonen Punchline-Rap von Kollegah mag, wird hier bedient. Wer Fan von Genetikk ist oder nach Jahrtausenden einfach mal wieder Favorite hören möchte, wird bedient. Wer Casper mal wieder rappen hören will, wird bedient. Wer einen The Game in Höchstform hören will... Kauft eines seiner Alben. „KING“ ist eine grandiose Punchline-Platte, die allerdings nicht das verspricht, was Kollegah in der Promo versprach. Bis zum King dauert es noch ein paar Jahre, der Bizeps zum Regieren stimmt zumindest schon einmal.



Bester Track der Platte: Universalgenie

Wertung: 5 von 6 Sternen  



TaCCreative bei Facebook: http://goo.gl/MC090Y
Kollegah bei Facebook: http://goo.gl/ihdXXR
"King" bei iTunes kaufen: http://goo.gl/PB7JVe

Kein Mensch braucht Farid Bang auf einem Album. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen