Von Party-Panda zum HipHop-Gorilla: CRO mit "Melodie" |
Wenn Cro zum zweiten Album ruft, steht
nicht nur ganz HipHop-Deutschland Schlange, um die zweite Platte
„Melodie“ hören zu dürfen, sondern auch alle anderen. Mit „Traum“ war die erste Nummer
1 ja bereits gesichert. Wie viele Singles davon noch auf der Platte sind,
stellen wir heute fest.
Die Melodie von Cros Leben dürfte
recht simpel zu spielen sein: Eigentlich ein waschechter Rapper,
Wurzeln in der RBA, auf jedem Track mindestens eine Anspielung auf
uralte HipHop-Tracks, von denen er sich nicht nur einmal inspirieren
hat lassen. Wenn man dann bedenkt, wie wenig sich das eigene Lager
auf den zweiten Soloplayer von Deutschraops Panda gefreut hat, muss
man sich fast schon verstoßen fühlen als Carlo Waibel. Kein Wunder
jedoch, wenn man es einfach wagt, statt 90bpm Boom-Bap-Beats zu
picken, einfach mal Songs schreibt. Wenn Cro zu „Melodie“
aufruft, stehen Millionen kleiner Sunnies wieder vor den Bühnen
Deutschlands. Und ab sofort hoffentlich auch die Leute, die nicht so
hängengeblieben sind, um zu kapieren, dass man 2014 auch den Mann
hinter der Pandamaske nicht mehr haten braucht, weil er Deutschrap
auf eine ganz andere Ebene verfrachtet hat.
Und guckt mal an, er kann es noch. Wenn
Kollege DaJuan der Gang beitritt, dann haben wir schon auf dem
zweiten Track ein kleines HipHop-Spektakel. Sowieso – DaJuan ist
mittlerweile ambitioniertester Ziehsohn der Chimps, der neue Cro zu
werden – Da scheint ein Feature ganz schön passend. Bei dem
Gastpart bleibt es dann auch auf 14 Tracks, denn ein Cro macht seine
Hooks immer noch selbst. Wie gut er das kann, beweist er auf „Traum“,
genauso wie auf „Jetzt“, der Track, der in meinen Augen jetzt
schon Platz 1 der Single-Charts sicher hat. Wenn er dann auch mal den
Mann hinter der Maske heraushängen lässt und uns zeigt, was für
ein Mensch Carlo Waibel „2006“ mal war, wird die Platte mitunter
grandios. Ein Ohrwurm auf 14 Tracks, der mehr HipHop in sich hat, als
man beim Raopper hätte vermuten können.
"Könnt ich durch die Zeit fahren, in einem schnellen Auto/
Würd' ich alles nochmal tun, und zwar genauso/
Schieb' mich zurück, in die Zeit, wo mich niemand kennt/
Und ich würd' alles dafür tun, dass du mich wieder erkennst/"
(2006)
Nur – So ganz HipHop ist halt Cro am
Ende des Tages doch noch nicht. Sonst hätte man ihm gesagt, dass man
absolut alle Vergleiche auf „Cop Love“ in den letzten 5 Jahren
schon mehrere Male gehört hat – Allen voran „Ich bin so
unfassbar wie Gas“, ein Spruch, den ich sogar schon Lakmann One
übel nehmen musste letzten Dezember zu „It was witten“. Wenn mir
Cro dann über seine Sexfantasien mit dem perfekten, aber bösen
Chick erzählt, dann wird es musikalisch nicht nur richtig nervig,
sondern auch ein Rückschritt zu „Raop“. Zu unrund wirkt die
Bridge, zu eingesetzt die Hook, zu übertrieben für einen smoothen Cro im
Gesamten. Wenn sich das natürlich dann noch paart mit einem
unfassbar nervigen Frauenchor, dann haben wir „Rennen“ - Und damit eigentlich auch schon den letzten, schlechten Track von „Melodie.“
14 Tracks später geht es mir weder
besser, noch schlechter. Ich nehme nichts mit von „Melodie“,
außer der Erkenntnis, dass Cro seine Frauenprobleme noch nicht in
den Griff gekriegt hat. Aber das ist auch das Letzte, was man von
diesem Release erwarten konnte. „Melodie“ macht Spaß, und das
auf der gesamten Lauflänge. Weder tiefgreifende Lyrics, noch hohe
Raptechnik, die einen rein durch die ganze Silbenzählerei in den
Bann zieht. Also nichts, was ein Cro braucht. Dennoch ist er auch
2014 noch Status Quo, wenn es um Ohrwürmer geht. Denn wenn Carlo
Waibel eines kann – Dann das. Und zwar verdammt gut.
Bester Track der Platte: Jetzt
Bewertung: 4,5 von 6 Sternen
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