Dienstag, 7. Oktober 2014

INTERVIEW: Cripe ist "Big in L.A.".


Cripe ist „Big in L.A.“. Ob er wirklich so bekannt in den Staaten wird, darf man gespannt die nächsten Wochen noch im Nachmittagsprogramm von VOX betrachten. In der gleichnamigen Doku-Soap werden Nachwuchsrapper unter Aufsicht vom selbsternannten „Breakdance-DJ“ MC Fitti zu den vielleicht nächsten großen Stars am Rap-Himmel erzogen. Zwischen Sonne, Meer und Freestyle-Battles lebt sich der HipHop nicht nur besser als im verschlafenen Bayern, sondern es lässt sich wohl auch eine klischeemäßigere Sendung zum Thema Rap-Musik produzieren. So oder so ähnlich klingt zumindest die Meinung der beinah ganzen Szene nach Ausstrahlung der ersten Folge.

Auch Manuel, Rappername "Cripe", hat von der Produktionsfirma damals eine Einladung in die Stadt der Engel erhalten. Nicht grundlos – Seit Jahren beschäftigt er sich nunmehr mit dem Genre,  hat mittlerweile bereits 2 Platten vorzuweisen. Mit "Let the good times roll" aus dem Jahr 2013 ist die letzte sogar noch gar nicht so lang her. Das passende Studio ist in Bamberg gefunden, das Umfeld mit dem Label 45 Madnezz rund um Geschäftsführer und Rapper Filah perfekt - Jetzt soll endlich auch der große Durchbruch gelingen. Wir haben mit ihm über seine musikalische Vergangenheit gesprochen und darüber, wie viel seiner Zukunft sich eventuell wirklich auf der anderen Seite des Ozeans abspielen wird.


Du sagst von dir selbst, dein Rap wäre beeinflusst von verschiedensten Situationen deines Lebens. Inwieweit passen da Teilnahmen an Battle-Turnieren wie dem VBT oder dem JBB dazu?

Das VBT war einfach mal eine gute Abwechslung zu meinen normalen Songs. Ob das so direkt auf meine Schiene passt, war nie die Frage. Ich denke der Anreiz bei dem Ganzen ist einfach dieser imaginäre Schwanzvergleich … Typisches Wettbewerbsverhalten. In mein Gesamtbild passt sowas sicher nicht rein, aber ein wenig Abwechslung hat noch nie geschadet.

Würdest du die Qualifikationen rückblickend als Fehler betrachten?

Auf keinen Fall. Ich hatte immer großen Spaß an den Battles. Ob ich jetzt gewonnen oder verloren habe, war nicht so ausschlaggebend. Man konnte einfach mal im direkten Vergleich zeigen, was man so drauf hat. Bereuen tu ich es nicht, aktuell würde ich aber auch nicht mehr teilnehmen.

Kommen wir dann zu deiner musikalischeren Seite: 2011 hast du den Song „Schreie zu Gott“ veröffentlicht, inklusive einem Feature von „Das W“. Wie kam diese Zusammenarbeit mit dem GWS-Mitglied zustande? Habt ihr heute noch Kontakt?

Ach, wir haben herausgefunden, dass er mal in der Stadt wohnte, wo ich aufwuchs. Zum Zeitpunkt des Songs lebte er ja auch noch hier in Bayern. Ich war eigentlich schon sehr lange Fan seiner Musik und habe dann irgendwann angefangen, ihn mit Anfragen zu bombadieren. Irgendwann bin ich ihm, denke ich, so auf den Sack gegangen das er zustimmte. Glaube mein Part bei der Sache war auch nicht so schlecht. Persönlichen Kontakt hab ich gerade nicht mehr zu Ihm. Streit oder ähnliches herrscht allerdings nicht.

Du hast früher ja auch beinah ausschließlich mit deinem Kumpel Cham zusammen gerappt und nennst ihn auch als denjenigen, der dich zum HipHop machen gebracht hat. In welche Kategorie würdest du deine Songs von damals selbst einordnen?

Cham ist in meiner Bio wohl der wichtigste Mensch. Ohne ihn wär ich eventuell gar nicht dazu gekommen, zu rappen. Die Songs von damals waren sicher nicht die besten, ob jetzt qualitativ oder sonst was. Allerdings muss ich dazu sagen … der Spaß stand immer im Vordergrund, und wir hatten absolut geile Zeiten zusammen! Den Kontakt pflege ich auch bis heute. Ich bin mir auch zu 100% sicher, dass wir auch mal wieder nen Song zu zweit kicken werden!

Mit ihm hattest du auch den ersten Live-Gig. Wie war es, das erste Mal mit deinem Kumpel live Selbstgeschriebenes zu performen?

Der Horror. Das erste Mal auf 'ner Bühne standen wir bei uns in der Schule. Da waren ziemlich viele Leute anwesend. Ich war so krass nervös, dass ich mir nicht mal mehr sicher war, wie mein Text ging, bevor es los ging! Auf der Bühne waren wir dann natürlich steif wie ein Stock. Die einzigen Bewegungen war das Richten der Hose und das Bewegen der Lippen. Das Feedback fiel trotzdem überragend aus. Danach waren wir die stolzesten Menschen der Stadt.

Aktuell stehst du bei 45 Madnezz unter Vertrag. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?

Geschäftsführer des ganzen Projekt's ist Filah. Ich kannte Ihn auch schon viel länger, noch bevor ich selbst mit der Musik angefangen hatte. Er hatte 2007 'nen Song der „Adrenalin“ hieß .. das war 'ne absolute Bombe! Von diesem Moment an wusste ich, dass ich mit ihm mehr machen möchte. Irgendwann hatte ich dann auch die entsprechenden „Skillz“, um mich mal langsam ranzutasten. Nach ein paar Jahren kam es dann endlich zu 'nem ersten gemeinsamen Song und auch zu gemeinsamen Gigs. Bei 45 Madnezz ansich bin ich noch gar nicht so lange... dürfte Anfang diesen Jahres gewesen sein glaub ich.

Mit Filah hattest du auch musikalisch bereits vor deiner Zeit beim Label zu tun. Ist da vielleicht eine gemeinsame Platte geplant, evtl. sogar ein Label-Sampler?

Wir werden jetzt zu erst einmal ein paar Singles unter die Leute bringen. Das wird quasi unser erster Versuch, die Musik mal zu verkaufen. Wenn da alles glatt läuft, steht musikmäßig alles offen. Wir arbeiten mit dem „Medj Sound“ Tonstudio in Bamberg zusammen, da wäre es theoretisch kein Problem, eine qualitativ hochwertige Platte zu produzieren. Wann das geschieht, steht allerdings noch in den Sternen.

Kommen wir in die Gegenwart: Aktuell nimmst du an der VOX-TV-Show „Big in L.A.“ teil. Wie kamst du auf die Idee, bei der Show mitzumachen?

Ich wurde per Mail von der Produktionsfirma angeschrieben. Am Anfang dachte ich die wollen mich verarschen, bis aufeinmal wirklich ein Kamerateam bei mir stand. Das Konzept der Show hat mir ebenfalls sehr zugesagt. Das ist so eine Chance, die möchte ich mir auf keinen Fall nehmen lassen. Wie man merkt hatet einen dafür zwar die gesamte „Untergrundszene“ … aber ich sag dir ganz ehrlich - Jeder, oder fast jeder von denen, hätte das selbe getan. Ich bereue meine Entscheidung hier auch kein Stück und würde es jedes Mal wieder tun.

MC Fitti und Cripe.
Host der Show ist Partyrapper MC Fitti, ein durchaus polarisierender Charakter in der hiesigen Rap-Landschaft. Hattest du in der Produktionszeit häufig mit ihm zu tun?Wie hast du den Künstler kennengelernt?

Während der Zeit in LA hatte man natürlich täglichen Kontakt, da er ja auch so gut wie überall dabei ist oder war. Ich persönlich durfte MC Fitti als sehr bodenständigen und humorvollen Menschen kennen lernen. Mir würde jetzt kein schlechtes Wort zu ihm als Mensch einfallen. Sehr cooler, lockerer und vor allem ECHTER Typ!

Warst du dir während der Produktion darüber im Klaren, wie die Show konzeptionell aussehen wird, oder hattest du dir von der ersten Episode etwas ganz anderes erwartet? Wie hat dir die Darstellung von dir als Cripe gefallen?

Das Grundgerüst der Show war mir natürlich klar. Fand die Idee auch super! Die erste Show hab ich zusammen mit meiner Freundin, entspannt bei mir zuhause, genossen. Am Ende war ich doch sehr überrascht, wie positiv das Ganze ist. Mit der Darstellung meines Charakters bin ich sehr zufrieden. An der ganzen Sache ist aber auch nichts verstellt, also ich bin in echt genauso wie in der Show. Deshalb war das dann auch weniger überraschend für mich, wie ich präsentiert wurde.

Hat dir das Endergebnis denn selbst gefallen? Was hast du aus der Zeit in Los Angeles mitgenommen?

Vom Endergebnis war ich, wie gesagt, positiv überrascht! Sehr schöne Sache und sehr lustig gestaltet! Mich persönlich entertaint die Show sehr. Die Zeit in Los Angeles war für mich auf jeden Fall eine der Besten in meinem Leben! Ich durfte dort viele neue Eindrücke sammeln, eine Kultur kennen lernen, die mir bisher fremd war und bin mir sicher, dass ich diese Zeit nicht mehr vergessen werde. Alles in allem war es wie eine lange Klassenfahrt. Super Gemeinschaftsgefühl!

Wenn es wie eine kleine Klassenfahrt war, magst du also auch deine Mitstreiter. Wie hast du sie kennengelernt? Sind eventuell neue Freundschaften entstanden, die auch uns als Hörer einige neue Songs bieten könnte?

Die anderen 5 Jungs sind alle sehr korrekte Typen! Wir waren eigentlich von Anfang an schon ein geschlossener Kreis. Kontakt haben wir bis heute alle noch und sind auch sehr froh darüber. Das einzige traurige ist eben die Entfernung. Würde die Jungs auch ganz gern ab und zu mal treffen. Aber, da bin ich mir sicher, dass auch das noch klappt demnächst! Ob Musikalisch was gemeinsames kommt wissen wir noch nicht. Bock haben wir auf alle Fälle drauf!

Die Show hat aber auch durchaus polarisiert. Das Splash-Mag bezeichnete die Doku-Soap als eine „unfassbare Rap-Trottelsendung“. Was würdest du zu dieser Kritik sagen? Trifft dich das?

Ach, mir war von Anfang an bewusst, dass solche Reaktionen kommen werden. Da mach ich mir ehrlich gesagt nicht so viel draus. Das kann ja jeder sehen wie er will. Nahe geht mir sowas jedenfalls nicht und viel mit konstruktiver Kritik hat das auch nicht zu tun. Das beste Beispiel hierfür ist doch Frauenarzt mit seinem Roman über das Verkaufen der Szene. Im Endeffekt machen die ganzen anderen MC's aber nichts anderes.

Wie denkst du über die Szenekritik im Allgemeinen? Bereust du die Teilnahme an „Big in L.A.“?

Ich bereu die Teilnahme auf gar keinen Fall. Meinetwegen kann mich die Szene hassen wie sie will. Im Endeffekt bringt mir das nur noch mehr Aufmerksamkeit. Ich meine... das war doch sowieso klar, dass alles und jeder darauf los geht, ohne abzuwarten, wie sich das ganze Projekt entwickelt. Das zeugt für mich eigentlich nur von beschränkten Menschen mit mehr Vorurteilen als Verstand.

Wie viel kannst du über die Arbeit hinter den Kulissen von Big in L.A. Verraten?

Dazu kann ich leider nicht viel verraten. Was ich Dir sagen kann, ist, das wir hinter den Kulissen, wenn die Kameras aus waren, genau so waren, wie vor der laufenden Cam. Man gewöhnt sich sehr schnell an die Dreharbeiten und irgendwann vergisst man die Kameras so zu sagen.

Ich bedanke mich  bei Cripe für das schöne Interview und die aufschlussreichen Antworten. 



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