Wenn man die 15 besten Deutschrap-Alben küren möchte, kommt man nicht nur an einer Hand voll Künstler so überhaupt nicht vorbei, man muss dazu auch noch einiges anhören. Denn Deutschrap war so häufig wie nie in den Charts – Und das liegt eventuell daran, dass so viel wie seit Jahren nicht in die Läden kam. Verdammt viele zweitklassige Straßenalben, Möchtergernpoesie-Platten und Battlerap-Klassiker mit Streicheleinheiten liegen hinter uns. Aber eben auch Highlight über Highlight. Unter den Plätzen 10 bis 6 blicken wir auf die Crockstahzumjot-Tour, hören rein, wie Chart-Melodien 2014 klingen und müssen uns, zum hoffentlich bald letzten Mal in diesem Jahr, mit Thron-Ansprüchen auseinandersetzen.
Platz 10: Cro – Melodie
„Der coolste im Game“ kann immer
noch nicht auf Albumlänge funktionieren. Das hat sich 2014 so wenig
geändert wie der Fakt, dass Cro auch 2014 noch auf Single-Länge so
brillant funktioniert. „Traum“ war nicht nur wieder einmal der
Sommerhit des Jahres, sondern auch eine Offenbarung für alle
Zweifler und Nörgler, dass Cro nicht der schlechteste Rapper,
geschweige denn nur ein mittelmäßiger Sänger wäre. Na klar klingt
das ganze massentauglich. Natürlich ist das nichts für den
eingefleischten Audio88-Hörer. Doch natürlich ist auch „Melodie“,
wie schon sein Vorgänger „Raop“, der perfekte Soundtrack für
Sommertage am See, gemeinsam mit all seinen 12-jährigen Freunden …
OK. Sagen wir, Cro kriegt seine Platzierung einfach, weil er
funktioniert. Und zwar 2014 so gut wie eh und je. „Und alle deine
Homies rappen miiiit...“
Platz 9: Kollegah – King
Die Überleitung von Cro auf Kollegah
war jetzt auch nicht die leichteste. Und dennoch darf Felix Antoine
(hier weitere, beliebige Vornamen einsetzen) Blume nicht in der Top
10 fehlen. Sicherlich war „King“ nicht der vorher angekündigte,
revolutionierende Rap-Epos, den man nach „Alpha“ durchaus
erwarten hätte können. Schließlich ist der Boss ja derjenige, der
„Deutschrap an sich revolutioniert.“ Die Revolte verlief sich
dann allerdings in mehr oder weniger guten Fillertracks, in denen die
Bomben „Lamborghini Kickdown“, „Karate“ oder „Universalgenie“
etwas untergingen. 2014 war eben auch das Jahr, in dem man merken
durfte, dass Qualität noch immer vor Quantität steht und so hat
keiner der nun folgenden acht Plätze mehr als 14 Titel auf dem
Langspieler. „King“ ist mit soliden 19 Sonngs sicherlich der
perfekte Soundtrack für den geneigten Fitness-Gänger und stemmt
seine Zeit im Studio mit Leichtigkeit, zum Thron reichts nur noch
lange nicht.
Platz 8: Karate Andi – Pilsator
Platin
Würde Karate Andi seinen Anspruch auf
den King-Titel markieren, täte er das mit Sicherheit um 5 Uhr
morgens, indem er auf den Thron kotzt. Und so klingt Pilsator
Platin. Die Beats klingen plastisch, die Parts extrem nach „Einmal
besoffen eingerappt“ - Und genau das macht „Pilsator Platin“ so
wahnsinnig unterhaltsam. Wenn man das Geld für einen professionellen
DJ ins letzte Bier gesteckt hat, spricht man die halt selber ein!
Wenn einem wieder einmal die BVG auf die Eier geht, weil sie ihr
rechtmäßiges Geld wollen, wird halt mal ein Track gegen die
katastrophalen, sozialen Umstände gemacht! Und so hält Andi 12
Tracks lang die Waage aus abartig asozialem Proleten- und unheimlich
lustigen Battlerap. So schön wie Karate Andi ist glaube ich kein
Rapper dieses Jahr.
Platz 7: Rockstah – Pubertät
Twitch-Streaming schön, NTG-Merch gut,
aber war Rockstah nicht einmal irgendwann so etwas wie ein Rapper?
Anscheinend ja, denn so geübt, wie er sich 2014 endlich wieder
präsentiert, muss er das ja mal gelernt haben. Und wie. Manche
sagen, zu kitschig, manche nennen es zu verspielt – doch „den
Mittelfinger-Patch hat die Welt verdient.“ „Pubertät“ ist
genau das. Und genau das macht es eben auch so gut. Zwischen nerdigen
Randbemerkungen und der Prise Selbstironie ist ein grundehrlicher Max
Nachtsheim herauszuhören, der weder der beste Rapper, noch der beste
Rapper ist. Und trotzdem unterhaltsam von der ersten bis zur letzten
Sekunde. Und das soll HipHop doch auch im Jahr 2014 noch immer sein –
Unterhaltsam.
Platz 6: Ahzumjot – Nix mehr egal
Ob es ihm bei diesen Albumtitel stört,
die Top 5 verpasst zu haben? Dabei hat sich Ahzumjot doch so viel
Mühe gegeben. Mit „Nix mehr egal“ kriegt man die volle Portion
Pathos, musikalisch teils brillant unterlegt und immer wieder
denkwürdig eingängige Zeilen aus dem Leben des Musikers. Ob er nun
Songs aus dem Hotelzimmer schreibt, welches früher mal seine eigene
Wohnung mit der Familie markierte, ob er sich gegen den Druck der
Gesellschaft stellt und sein eigenes Leben in die Hand nimmt oder
einfach nur den coolsten Motherfucker gibt – Alan wirkt in
schlichtweg allem ehrlich, berührend und offen. Und somit gewinnt
der gute auch zurecht im inoffiziellen „Crockstahzumjot!“-Wettrennen,
dass wirklich ungeplant drei der fünf Plätze in Anspruch nimmt.
Die Plätze 5 – 1 folgen am Vortag von Heiligabend, dem 23.12.2014. Sobald erschienen, HIER klicken.
Am 30.12.2014 werden die besten EPs und Punchlines gekürt, inklusive eines Blicks über den großen Ozean. Sobald erschienen, HIER klicken.
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